Wege gehen, Weite spüren

Körperpsychotherapie

Was ist Körperpsychotherapie/ Körpertherapie?

Körperpsychotherapie und Körpertherapie werden hier gleichbedeutend genutzt. Obwohl man diese Begriffe theoretisch voneinander trennen kann, zeigt die Praxis, dass eine klare Abgrenzung oft schwierig ist. Jede Einwirkung auf den Körper hat unweigerlich Auswirkungen auf die Psyche. Ebenso beeinflussen psychische Erlebnisse wiederum unseren Körper. Demzufolge zielen Methoden der Körperpsychotherapie und der Körpertherapie beide darauf ab, diese Einheit zu fördern und zu stärken.

Da ich mich mit meiner Arbeit an der Schnittstelle zwischen Körper und Psyche bewege, treffen beide Bezeichnungen gut auf meine Arbeit zu, und ich nutze sie synonym.

 

Körperpsychotherapie bezeichnet verschiedene therapeutische Ansätze, die sowohl die psychischen als auch die körperlichen Aspekte menschlichen Erlebens gleichermaßen berücksichtigen. Sie gehen davon aus, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. In den meisten Körperpsychotherapie-Methoden wird die Körperwahrnehmung genutzt, um unbewusste psychische Prozesse sichtbar zu machen und ins Bewusstsein zu holen. Diese Therapieansätze sind erfahrungsorientiert, was bedeutet, dass das unmittelbare Erleben, besonders das körperliche Empfinden, während des gesamten Therapieprozesses im Mittelpunkt steht.

Schutz nach Innen und außen

Um sich vor zu schmerzhaften Emotionen zu schützen und um Kontrolle über die eigene Lebendigkeit zu bekommen, lernen schon kleine Kinder, diese über verschiedene typische Muskelspannungen zu kontrollieren (z.B. Zwerchfell oder Augen).
Muss dies häufig genutzt werden, kommt es zu chronischen Spannungen im Körper, die den dahinter liegenden emotionalen Schmerz wegschließen. Dabei schließt jedes dieser Anspannungsteile auch ein Stück Lebendigkeit und Freiheit mit sich ein. Dadurch bildet sich eine Art Schutzring um unsere innere Persönlichkeit, der sich im Laufe der Jahre zu einer für jede Person charakteristischen Haltung entwickelt.
Unserer bewussten Wahrnehmung sind diese verschlossenen Teile unseres Selbst nicht oder nur wenig zugänglich; sie zeigen sich nur indirekt über verschiedene Symptome (Trigger, grau, Energielosigkeit, Schmerzen etc).
Viele Menschen leben in dieser (häufig gut) funktionierenden äußeren Schicht, die wie eine Art Fassade funktioniert. Diese betont die sozial erwünschten Seiten und hilft, „ordentlich“ in der Welt zu funktionieren. Gleichzeitig schützt diese Schicht vor allen Einflüssen von Außen und lässt auch nichts von Innen heraus, d.h. sie dient als Schutz vor der Welt, vor Beziehungen und vor unseren eigenen Gefühlen. Zusätzlich verschließt sie leider auch Teile unserer Lebendigkeit, Liebe und wahrem Kontakt.

Implizites und explizites Gedächtnis

Für die Therapie ist es sinnvoll, die Unterschiede des expliziten und impliziten Gedächtnis zu kennen.

Das explizite Gedächtnis (= Wissensgedächtnis) speichert und beinhaltet all die Inhalte, an die wir uns erinnern können und von denen wir erzählen können.

Im impliziten Gedächtnis speichern wir Bewegungen, Erfahrungen und Gewohnheiten, die unbewusster Natur und nicht gewollt abrufbar sind.

Sprechen wir über Dinge oder erzählen wir über Dinge, werden hauptsächlich Inhalte aus dem expliziten Gedächtnis abgerufen. Dies kann in der Therapie unterstützen, um Dinge/Sachverhalte besser zu verstehen, um sich zu sortieren und um konkrete Probleme zu bewältigen (Top Down).

Tiefer gehende und dauerhaftere Veränderungen geschehen jedoch oft nur über den Einbezug der gespeicherten Erfahrungen des impliziten Gedächtnisses. Denn gerade diese (negativen) Lernerfahrungen haben einen großen Einfluss auf unser Leben, denn sie bestimmen letztendlich, wie wir uns fühlen, wie wir etwas erleben und oft auch, wie wir uns verhalten.  

Daraus folgt, dass wir unser Leben nicht allein durch rationales Verstehen, Denkvorgänge und Willensanstrengungen verändern können. Vielmehr braucht es dazu vielfältige, passende und unterschiedliche Erfahrungen.

Warum Körpertherapie hilft

Körpertherapie hilft, auf diese gespeicherten und festgesetzten Gefühle und Erfahrungen des impliziten Gedächtnisses wieder zugreifen zu können.

Dies geschieht, weil unser gegenwärtiges Erleben, Fühlen und Denken von Erinnerungen beeinflusst wird, die wiederum neue Erinnerungen hervorrufen können.

Durch gezielte Atemtechniken, Berührungen und Achtsamkeit für Körperempfindungen und Emotionen kann eine erneute Verbindung zu verdrängten oder traumatischen Erlebnissen hergestellt werden, die im vertrauensvollen, authentischen Kontakt neu erfahren und in den Heilungsprozess integriert werden.

Schritt für Schritt ermöglicht es diese Arbeit, wieder freier und offener für die Welt zu werden und vom „fehl am Platz fühlen“ hin zur eigenen, inneren Schönheit zu finden.

Weiterhin verändern sich dann auch die psychischen Symptome, weswegen der Weg zuvor häufig gestartet worden ist.

Körpertherapie bei verschiedenen Symptomen

Depression und Körperpsychotherapie

Depressionen bedeuten oft, dass man die eigenen Gefühle nicht mehr spüren kann. Dies ist in der Regel keine bewusste Entscheidung, sondern ein Versuch des Systems, sich vor zu viel emotionalem Schmerz zu schützen. Emotionen werden bei Depression mit viel Energie im Körper gehalten, jeglicher Kontakt nach innen und außen erschwert, und das Leben fühlt sich immer dumpfer und grauer an. 

Ziel der Therapie ist es hier, sich wieder mehr und mehr zu spüren und wieder in Kontakt mit den eigenen Gefühlen zu kommen.

Trauma (Entwicklungs- und Schock-) und Körperpsychotherapie

Traumata führen häufig zu einem starken "sich halten im Körper", verbunden mit sehr hoher Muskelspannung. Dies stellt eine Strategie dar, die überwältigenden Gefühle des Traumas nicht mehr spüren zu müssen.

Ziel ist es hier, die verborgenen (dissoziierten) emotionalen Inhalte langsam und behutsam wieder spürbar zu machen und so aus einem Zustand des Funktionierens wieder in eine gefühlte Lebendigkeit zu kommen.

Energielosigkeit und Körpertherapie

Emotionen, die im Körper gehalten werden, brauchen durch die ständig erhöhte Muskelspannung sehr viel Energie. Viele Menschen können dies sehr lange kompensieren, aber nach und nach wird dieser Raubbau häufig entweder in Energielosigkeit oder in körperlichen Problemen spürbar.

Ziel ist es, die gehaltenen Emotionen nach und nach im zugewandten Kontakt wieder spürbar zu machen, um so gehaltene Energie wieder freizugeben.

Überaktivität und Körpertherapie

Immer in Bewegung sein, immer etwas zu tun haben und abends todmüde ins Bett fallen. Dies kann eine sehr effektive Strategie darstellen, um nicht mit den eigenen Gefühlen in Kontakt kommen zu müssen. Solange man in Bewegung ist, so lange geht es einem (relativ) gut. Doch auch diese Strategie kostet sehr viel Energie und erlaubt kein Ausruhen und wirkliches zur Ruhe kommen. Und meist bleibt auch ein dumpfes Unwohlsein. Nach und nach entsteht eine schleichende Überforderung und Erschöpfung.

In der Therapie wird daran gearbeitet, sich wieder besser spüren zu lernen und die Bedürfnisse und Nöte hinter der Ruhelosigkeit kennenzulernen, umso nach und nach eine gesunde Mischung aus Be- und Entlastung ins Leben integrieren zu können.

Stress und Körpertherapie

Dauernde psychische Überlastung (Termindruck, zu viel zu tun, Überforderung) lässt den Körper ständig auf Hochtouren arbeiten. Nerven- und Herz-Kreislaufsystem sind ständig aktiviert und die Körperspannung hoch; es gibt keine Entspannungspausen. Auch dies führt dauerhaft zu einem chronisch erhöhten Muskeltonus und flacherer Atmung. Häufig wird zudem noch versucht, die Überforderung nicht zu fühlen und durchzuhalten, was die Symptome noch verstärkt.

Hier geht es darum, Stressoren und ihre Wirkung auf den Körper zu erforschen und alternative Wege zu finden.

WIR SIND NICHT EIN KÖRPER, EINE PSYCHE, EIN KOPF, EINE SEELE, SONDERN (IM BESTEN FALL) EINE EINHEIT