Psychotherapie ist heute eine selbstverständliche Form, sich zur persönlichen Entwicklung sowie in schwierigen Lebenssituationen unterstützen zu lassen. Die Körperpsychotherapie ist dabei eine besondere Form, die davon ausgeht, dass nachhaltige Veränderungen des psychischen Befindens nur durch den Einbezug des Körpers erreicht werden können.
1. Was ist Körperpsychotherapie?
2. Schutz nach Innen und Außen
3. Implizites und explizites Gedächtnis
4. Warum Körperpsychotherapie hilft
5. Depressionen und Körperpsychotherapie
6. Trauma und Körperpsychotherapie
7. Energielosigkeit und Körperpsychotherapie
Körperpsychotherapie und Körpertherapie nutze ich gleichbedeutend. Denn obwohl diese Begriffe theoretisch voneinander trennbar sind, sehe ich in meiner Arbeit, dass eine klare Abgrenzung oft schwierig ist. Jede Einwirkung auf den Körper hat unweigerlich Auswirkungen auf die Psyche. Ebenso beeinflussen psychische Erlebnisse wiederum unseren Körper. Demzufolge zielen die Methoden der Körperpsychotherapie und der Körpertherapie darauf ab, diese Einheit zu fördern und zu stärken.
Da ich mich mit meiner Arbeit an der Schnittstelle zwischen Körper und Psyche bewege, treffen beide Bezeichnungen gut auf meine Arbeit zu, und ich nutze sie synonym.
In der Körperpsychotherapie berücksichtige ich, sowohl die psychischen als auch die körperlichen Aspekte menschlichen Erlebens. Körper und Geist sind dabei für mich untrennbar miteinander verbunden.
In der Therapie orientiere ich mich immer wieder an der Frage: ‚Was ist gerade da?‘ Welche Emotionen und Gedanken hat mein Klient im Moment? Dabei nutze ich die Wahrnehmung des Körpers, um unbewusste psychische Prozesse sichtbar zu machen und ins Bewusstsein zu bringen.
Wissenschaftlich ausgedrückt: Körpertherapie ist erfahrungsorientiert. Das bedeutet, dass das unmittelbare Erleben, insbesondere das körperliche Empfinden, während des gesamten Prozesses eine zentrale Rolle spielt.
Um sich vor zu schmerzhaften Emotionen zu schützen und um Kontrolle über deine Lebendigkeit zu bekommen, lernst du schon als kleines Kind, diese über
verschiedene typische Muskelspannungen zu kontrollieren (z.B. Zwerchfell oder Augen).
Wird dies im Laufe des Lebens häufig genutzt, kommt es zu chronischen Spannungen im Körper, die den dahinter liegenden emotionalen Schmerz wegschließen. Dabei
schließt jedes dieser Anspannungsteile auch ein Stück Lebendigkeit und Freiheit mit sich ein. Dadurch bildet sich eine Art Schutzring
um deine innere Persönlichkeit, der sich im Laufe der Jahre zu einer für jede Person charakteristischen Haltung entwickelt.
Unserer bewussten Wahrnehmung sind diese verschlossenen Teile unseres Selbst nicht oder nur wenig zugänglich; sie zeigen sich nur indirekt über verschiedene
Symptome (Trigger, grau, Energielosigkeit, Schmerzen etc).
Viele Menschen leben in dieser (häufig gut) funktionierenden äußeren Schicht, die wie eine Art Fassade funktioniert. Diese betont die sozial erwünschten Seiten
und hilft, „ordentlich“ in der Welt zu funktionieren. Gleichzeitig schützt diese Schicht vor allen Einflüssen von Außen und lässt auch nichts von Innen heraus, d.h. sie dient als Schutz vor der
Welt, vor Beziehungen und vor unseren eigenen Gefühlen. Zusätzlich verschließt sie leider auch Teile unserer Lebendigkeit, Liebe und
wahrem Kontakt.
Für die Therapie ist es sinnvoll, die Unterschiede des expliziten und impliziten Gedächtnis zu kennen.
Das explizite Gedächtnis (= Wissensgedächtnis) speichert und beinhaltet all die Inhalte, an die wir uns erinnern können und von denen wir erzählen können.
Im impliziten Gedächtnis speichern wir Bewegungen, Erfahrungen und Gewohnheiten, die unbewusster Natur und nicht gewollt abrufbar sind.
Sprichst du über Dinge oder erzählst über Dinge, werden hauptsächlich Inhalte aus dem expliziten Gedächtnis abgerufen. Dies kann in der Therapie unterstützen, um Dinge/Sachverhalte besser zu verstehen, um sich zu sortieren und um konkrete Probleme zu bewältigen (Top-Down Prinzip).
Tiefer gehende und dauerhaftere Veränderungen geschehen jedoch oft nur über den Einbezug der gespeicherten Erfahrungen des impliziten Gedächtnisses. Denn gerade diese (negativen) Lernerfahrungen haben einen großen Einfluss auf unser Leben, denn sie bestimmen letztendlich, wie du dich fühlst, wie du etwas erlebst und oft auch, wie du dich verhältst.
Daraus folgt, dass du dein Leben nicht allein durch rationales Verstehen, Denkvorgänge und Willensanstrengungen verändern kannst. Vielmehr braucht es dazu vielfältige, passende und unterschiedliche Erfahrungen.
Körpertherapie hilft dir, auf diese gespeicherten und festgesetzten Gefühle und Erfahrungen deines impliziten Gedächtnisses wieder zugreifen zu können. Denn dein aktuelles Erleben, Fühlen und Denken wird oft von diesen Erinnerungen beeinflusst, und bringt dann wieder neue Erinnerungen und Gefühle hervor.
So kann in der Körpertherapie eine erneute Verbindung zu deinen verdrängten und/oder traumatischen Erlebnissen hergestellt werden, die im vertrauensvollen, authentischen Kontakt neu erfahren und in den Heilungsprozess integriert werden können.
Schritt für Schritt, kann dir diese Arbeit ermöglichen, dich wieder freier und offener für die Welt zu fühlen und dich von „fehl am Platz“ hin zu deiner eigenen, inneren Schönheit führen.
Auch (und vielleicht für dich am wichtigsten) werden sich die psychischen Symptome, die dich dazu gebracht haben, deinen Weg zu beginnen, verändern.
Depressionen bedeuten oft, dass du die eigenen Gefühle nicht oder nur noch wenig spüren kannst. Dies ist in der Regel keine bewusste Entscheidung, sondern ein Versuch des Systems, dich vor zu viel emotionalem Schmerz zu schützen. Emotionen werden bei Depression mit viel Energie im Körper gehalten, jeglicher Kontakt nach innen und außen ist erschwert, und dein Leben fühlt sich immer dumpfer und grauer an.
Ziel der Therapie ist es hier, sich wieder mehr und mehr zu spüren und wieder in Kontakt mit deinen eigenen Gefühlen zu kommen.
Traumata führen häufig zu einem starken "sich Halten im Körper", verbunden mit sehr hoher Muskelspannung. Dies stellt eine Strategie dar, um die überwältigenden Gefühle des Traumas nicht mehr spüren zu müssen.
Ziel ist es hier, deine verborgenen (dissoziierten) emotionalen Inhalte langsam und behutsam wieder spürbar zu machen und so aus einem Zustand des Funktionierens wieder in eine gefühlte Lebendigkeit zu kommen.
Emotionen, die du im Körper hältst, brauchen durch die ständig erhöhte Muskelspannung sehr viel Energie. Du kannst dies sehr lange kompensieren, aber nach und nach wird dieser Raubbau häufig entweder in Energielosigkeit oder in körperlichen Problemen spürbar.
Ziel ist es, die gehaltenen Emotionen nach und nach im zugewandten Kontakt wieder spürbar zu machen, um so gehaltene Energie wieder freizugeben.
Du bist immer in Bewegung, hast immer etwas zu tun und fällst abends todmüde ins Bett? Dies kann eine sehr effektive Strategie darstellen, um nicht mit deinen Gefühlen in Kontakt kommen zu müssen. Solange du in Bewegung bist, so lange geht es dir (relativ) gut. Doch auch diese Strategie kostet sehr viel Energie und erlaubt kein Ausruhen und wirkliches zur Ruhe kommen. Und meist bleibt auch ein dumpfes Unwohlsein. Nach und nach entsteht eine schleichende Überforderung und Erschöpfung.
In der Therapie wird daran gearbeitet, dass du dich wieder besser spüren lernst und deine Bedürfnisse und Nöte hinter der Ruhelosigkeit kennenlernst, umso nach und nach eine gesunde Mischung aus Be- und Entlastung ins Leben integrieren zu können.
Dauernde psychische Überlastung (Termindruck, zu viel zu tun, Überforderung) lässt deinen Körper ständig auf Hochtouren arbeiten. Nerven- und Herz-Kreislaufsystem sind ständig aktiviert und die Körperspannung ist hoch; es gibt keine Entspannungspausen. Auch dies führt dauerhaft zu einem chronisch erhöhten Muskeltonus und flacherer Atmung. Häufig wird zudem noch versucht, die Überforderung nicht zu fühlen und durchzuhalten, was die Symptome noch verstärkt.
Hier geht es darum, deine Stressoren und ihre Wirkung auf den Körper zu erforschen und alternative Wege zu finden.