Ziele/Wege erkunden
Körperpsychotherapie und Körpertherapie werden hier gleichbedeutend genutzt. Obwohl man diese Begriffe theoretisch voneinander trennen kann, zeigt die Praxis, dass eine klare Abgrenzung oft schwierig ist. Jede Einwirkung auf den Körper hat unweigerlich Auswirkungen auf die Psyche. Ebenso beeinflussen psychische Erlebnisse wiederum unseren Körper. Demzufolge zielen Methoden der Körperpsychotherapie und der Körpertherapie beide darauf ab, diese Einheit zu fördern und zu stärken.
Da ich mich mit meiner Arbeit an der Schnittstelle zwischen Körper und Psyche bewege, treffen beide Bezeichnungen gut auf meine Arbeit zu, und ich nutze sie synonym.
Körperpsychotherapie bezeichnet verschiedene therapeutische Ansätze, die sowohl die psychischen als auch die körperlichen Aspekte menschlichen Erlebens gleichermaßen berücksichtigen. Sie gehen davon aus, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. In den meisten Körperpsychotherapie-Methoden wird die Körperwahrnehmung genutzt, um unbewusste psychische Prozesse sichtbar zu machen und ins Bewusstsein zu holen. Diese Therapieansätze sind erfahrungsorientiert, was bedeutet, dass das unmittelbare Erleben, besonders das körperliche Empfinden, während des gesamten Therapieprozesses im Mittelpunkt steht.
Um sich vor zu schmerzhaften Emotionen zu schützen und um Kontrolle über die eigene Lebendigkeit zu bekommen, lernen schon kleine Kinder, diese über verschiedene
typische Muskelspannungen zu kontrollieren (z.B. Zwerchfell oder Augen).
Muss dies häufig genutzt werden, kommt es zu chronischen Spannungen im Körper, die den dahinter liegenden emotionalen Schmerz wegschließen. Dabei schließt jedes
dieser Anspannungsteile auch ein Stück Lebendigkeit und Freiheit mit sich ein. Dadurch bildet sich eine Art Schutzring um unsere innere Persönlichkeit, der sich im Laufe der Jahre zu
einer für jede Person charakteristischen Haltung entwickelt.
Unserer bewussten Wahrnehmung sind diese verschlossenen Teile unseres Selbst nicht oder nur wenig zugänglich; sie zeigen sich nur indirekt über verschiedene
Symptome (Trigger, grau, Energielosigkeit, Schmerzen etc).
Viele Menschen leben in dieser (häufig gut) funktionierenden äußeren Schicht, die wie eine Art Fassade funktioniert. Diese betont die sozial erwünschten Seiten
und hilft, „ordentlich“ in der Welt zu funktionieren. Gleichzeitig schützt diese Schicht vor allen Einflüssen von Außen und lässt auch nichts von Innen heraus, d.h. sie dient als Schutz vor der
Welt, vor Beziehungen und vor unseren eigenen Gefühlen. Zusätzlich verschließt sie leider auch Teile unserer Lebendigkeit, Liebe und
wahrem Kontakt.
Für die Therapie ist es sinnvoll, die Unterschiede des expliziten und impliziten Gedächtnis zu kennen.
Das explizite Gedächtnis (= Wissensgedächtnis) speichert und beinhaltet all die Inhalte, an die wir uns erinnern können und von denen wir erzählen können.
Im impliziten Gedächtnis speichern wir Bewegungen, Erfahrungen und Gewohnheiten, die unbewusster Natur und nicht gewollt abrufbar sind.
Sprechen wir über Dinge oder erzählen wir über Dinge, werden hauptsächlich Inhalte aus dem expliziten Gedächtnis abgerufen. Dies kann in der Therapie unterstützen, um Dinge/Sachverhalte besser zu verstehen, um sich zu sortieren und um konkrete Probleme zu bewältigen (Top Down).
Tiefer gehende und dauerhaftere Veränderungen geschehen jedoch oft nur über den Einbezug der gespeicherten Erfahrungen des impliziten Gedächtnisses. Denn gerade diese (negativen) Lernerfahrungen haben einen großen Einfluss auf unser Leben, denn sie bestimmen letztendlich, wie wir uns fühlen, wie wir etwas erleben und oft auch, wie wir uns verhalten.
Daraus folgt, dass wir unser Leben nicht allein durch rationales Verstehen, Denkvorgänge und Willensanstrengungen verändern können. Vielmehr braucht es dazu vielfältige, passende und unterschiedliche Erfahrungen.
Körpertherapie hilft, auf diese gespeicherten und festgesetzten Gefühle und Erfahrungen des impliziten Gedächtnisses wieder zugreifen zu können.
Dies geschieht, weil unser gegenwärtiges Erleben, Fühlen und Denken von Erinnerungen beeinflusst wird, die wiederum neue Erinnerungen hervorrufen können.
Durch gezielte Atemtechniken, Berührungen und Achtsamkeit für Körperempfindungen und Emotionen kann eine erneute Verbindung zu verdrängten oder traumatischen Erlebnissen hergestellt werden, die im vertrauensvollen, authentischen Kontakt neu erfahren und in den Heilungsprozess integriert werden.
Schritt für Schritt ermöglicht es diese Arbeit, wieder freier und offener für die Welt zu werden und vom „fehl am Platz fühlen“ hin zur eigenen, inneren Schönheit zu finden.
Weiterhin verändern sich dann auch die psychischen Symptome, weswegen der Weg zuvor häufig gestartet worden ist.
Birgit Prinz, Praxis für Körperpsychotherapie, Körpertherapie und psychologische Körperarbeit, Mühltal (bei Darmstadt)
Skan, SEI und ABM Neuromovement